me4sunny
16:07 07-11-2003
Alles fing mit den Schweizern an. Sie traten einander auf die Füße mit ihren überhetzten eMails in meiner Post. Der erster hieß Thomas und war eigentlich ex-deutscher, der über Jahre in der Schweiz als Marketing Stratege bei einer großen Versicherung arbeitete. Er schickte mir süße Bilder auf denen ich sein doch recht schönes Gesicht eines belesenen Akademikers bewundern sollte. Meistens war er dabei in Begleitung eines Cellos aus dem 17 Jahrhundert, das in seiner Wohnung stand. Er erzählte mir über Poesie und Musik des Mittelalters und ich fragte mich, was er wohl verdienen würde wenn er sich das alles leisten könnte. Es war früher Frühling, es schneite am Züricher See und versetzte uns beide in eine sehr romantische Stimmung. Dieser Ausflug in mittelalterliche Romanze brach genau so abrupt wie es begann. Das kleine, süße eMail-Märchen scheiterte an einer einfachen Frage der urbanen und vernetzten Gegenwart „Zu dir oder zu mir?“ aus strategischen Überlegungen fand ich es unangemessen in die Schweiz zu düsen. Das Gegenargument, dass die Reisekosten meines virtuellen mittelalterlichen Ritters von seinem Arbeitgeber nicht übernommen werden trug nicht zu den grenzenlosen Verständigung bei. Der Vorschlag mich in den Flieger zu setzten und diesen Ausflug doch über meine Reisekosten abzusetzen oder auch mal privat ein Abenteuer zu wagen verwandelte die Rosen bewachsene Burg meiner Fantasie in eine Ruine. Was denken sich eigentlich die Männer? Warum kommen sie sich so einzigartig vor? Was lässt sie glauben, dass deren bloße Existenz mich zu etwas bewegen sollte?! Haben denn alle dieser Schreibtischeroberer endgültig vergessen dass sie die jenigen sind, die mich erobern sollen? Haben sie denn keine Filme gesehen in denen detailgetreu all dieses romantisches Zeug gezeigt, erklärt und zum nachahmen in Zeitlupe dargestellt wird? Für wen, bitte schön, sind den diese Filme gemacht? Aber vielleicht lag es auch an meiner eigenen Darstellung? Vielleicht war mein Gefühl eine begehrenswerte Königin zu sein nicht authentisch genug? Wahrscheinlich reicht das bloße Glaube an meine Einzigartigkeit nicht aus. Wenn ich eine Königin schon wäre, was würde ich denn anders tun, was würde ich überhaupt tun? Die Liste würde nicht lang werden. Aber es gebe eine… Aus Neugierde schrieb ich all die Veränderungen auf, suchte daraus solche, die ich schon heute haben, machen und erfüllen kann aus. Die Theorie, die jetzt zu überprüfen galt, war: „Wenn ich einen Teil schon heute so mache als ob ich schon eine Königin bin, würde ich dann in den Augen andere zu einer werden?“